Die Gewerkschaft der Polizei
NRW
Kreisgruppe Minden Lübbecke
im Jubiläumsjahr 1998
50 Jahre alt - oder 50 Jahre jung ?
Zusammengestellt von Herbert
Uebler
ehemVorsitzender der GdP-Kreisgruppe Minden-Lübbecke
Wann wird eine Gewerkschaft alt
?
Alter:
Ist dies der beginnende Verfall ? Oder das wachsende
Polster von Reife und Lebenserfahrung ? Oder
das Glück mit anders gelagerten Schwerpunkten
? Oder der Rückblick auf ein schönes
erfülltes Leben ?
Wann bleibt eine Gewerkschaft jung ?
Jugend:
Sind das die Türen, die einem noch alle
offenstehen - von denen man nicht weiß,
durch welche man ungestüm zuerst laufen
soll ? Oder ist das der Traum vom großen
beglückenden Abenteuer ?
Hierzu ist mir ein Zitat eingefallen, bei dem
ich leider nicht mehr weiß, von wem es
stammt:
"Wir werden nicht alt, wenn die Zeit ihre
Spuren mit tiefen Rillen in unser Gesicht eingräbt.
Nein wir werden dann alt, wenn wir unsere Ideale
verraten.
Situation nach dem Zusammenbruch
der Nazi Diktatur
Der heutige Tag ist für die Gewerkschaft
der Polizei und ihre Mitglieder eine Etappe
auf dem Wege in die Zukunft. Nicht mehr und
nicht weniger. Es sollte aber Anlaß sein,
glückliche und schwere Stunden der vergangenen
Jahrzehnte noch einmal nachzuleben.
Es war kein einfacher Weg, insbesondere für
die Frauen und Männer der ersten Stunde,
aus einer katastrophalen Situation nach dem
Zusammenbruch der Nazi Diktatur bis heute.
Nationalsozialismus von 1933 1945. Das bedeutete
u. a. Rechtlosigkeit, Mißachtung von Menschen-
und Bürgerrechten bis hin zum Terror. Die
Aufhebung der Gewaltenteilung und die Beseitigung
all dessen, was in der Weimarer Zeit auf dem
Weg zu einer freieren Gesellschaft erreicht
worden war.
Ein verbrecherisches System hatte zum Erreichen
seiner Ziele nicht nur die Deutsche Polizei
mißbraucht. Dieses sollte niemals wieder
passieren. Also packten sie alle mit an, die
Arbeiter, Angestellten und Beamten in den Betrieben
und Verwaltungen und versuchten, die völlig
unzureichenden Arbeits und Lebensbedingungen
unter persönlichen Opfern und Entbehrungen
in den Griff zu bekommen. Und das zu einer Zeit,
als ehrliche Arbeit oft noch als ein Zeichen
von Dummheit galt.
Die vier Besatzungsmächte gingen daran,
in ihren Machtbereichen mit recht unterschiedlichen
Auffassungen und Methoden eine demokratische
Ordnung aufzubauen. Diese unterschiedlichen
Auffassungen wirkten sich besonders beim Wiederaufbau
der Polizei aus.
Während die USA den Polizeibeamten relativ
früh das volle Koalitionsrecht einräumten,
war es das Bestreben der britischen Militärregierung,
durch eine schematische Übertragung der
Verhältnisse eine Polizei nach englischem
Muster aufzubauen.
Es entwickelte sich trotz aller Schwierigkeiten
bereits nach kurzer Zeit in den Ländern
und Zonen eine Gewerkschaftsbewegung, die am
staatlichen Neuaufbau tatkräftig mitwirkte,
gleichzeitig aber auch die soziale und gesellschaftliche
Stellung der Arbeitnehmer zu verbessern und
zu festigen verstand.
Doch selbst von politisch und gewerkschaftlich
interessierten Menschen ist in den ersten Nachkriegsjahren
kaum beachtet worden, daß die Polizei
an dieser Entwicklung im gewerkschaftlichen
Raum nicht beteiligt war, sich mit der Rolle
des Zaungastes begnügen mußte.
In der britischen Besatzungszone bestand für
die Polizeibeamten Koalitionsverbot. Sie durften
weder einer politischen Partei, noch einer Gewerkschaft
als Mitglied angehören. Diese völlige
politische Abstinenz der Polizei war ein Grundanliegen
der englischen Militärregierung, die in
ihrem Einflußgebiet wie bereits oben dargestellt
durch eine schematische Übertragung der
Verhältnisse eine Polizei nach englischem
Muster aufbauen wollte.
Schon in den Jahren 1945 1948 haben die Polizeibeamte
manche bittere Erfahrung sammeln können.
Auf allen Gebieten, die sie persönlich
berührten, war so gut wie nichts auch nur
einigermaßen zufriedenstellend geregelt.
Hier sei auf die absolut unzureichende Besoldung
und die ungeklärten Rechtsverhältnisse
hingewiesen.
Die sprunghaft angestiegene Kriminalität,
eine enorme Zahl von Kapitalverbrechen, der
anhaltende Kampf gegen Verbrecherbanden, die
zeitweise ganze Landstriche terrorisierten,
hatte außerdem den Einsatz aller verfügbaren
Polizeikräfte erforderlich gemacht, so
daß in der Polizei eine wöchentliche
Arbeitszeit von 60 80 Stunden zum Regelfall
wurde. Die Polizeibeamten waren diesen Zuständen
gegenüber machtlos, weil es weder Gewerkschaften,
noch Betriebsräte gab, die die Verhältnisse
hätten ändern können.